Warm oder kalt?: Klima-Chaos vertrieb Wikinger von Grönland
Die Wikinger gaben Südgrönland nach einer Serie von Wetterextremen auf, die das Ende einer ungewöhnlich warmen Periode in der Region markierte. Zu diesem Ergebnis kommen G. Everett Lasher und Yarrow Axford von der Northwestern University in Evanston anhand einer Analyse der Sauerstoffisotope in Zuckmücken, die sie aus Seesedimenten der letzten 3000 Jahre bargen. Demnach waren die Jahre 900 bis 1400 auf Südgrönland ungewöhnlich warm, das Klima in den Siedlungen ähnelte ungefähr dem zu Beginn der 21. Jahrhunderts. Allerdings begann das Klima Ende des 14. Jahrhunderts sehr instabil zu werden; extrem kalte ebenso wie extrem warme Jahre traten immer häufiger auf. Schließlich setzte sich der globale, durch die Erdbahn vorgegebene Kältetrend durch, und die Siedler verließen die Insel.
Das Ergebnis kommt zum Teil unerwartet, denn ursprünglich suchten Lasher und Axford nach einem Abkühlungstrend auf Grönland. Zum einen deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass während des mittelalterlichen Klimaoptimums zwischen den Jahren 950 bis 1250 die grönländischen Gletscher vorrückten. Zum anderen legten Klimamodelle nahe, dass die Nordatlantische Oszillation, ein großräumiges atmosphärisches Schwingungsmuster, während des gesamten Optimums in ihrer positiven Phase war und kühle Temperaturen im Nordatlantik brachte. Tatsächlich fanden die Forscher jedoch deutliche Hinweise darauf, dass die mittelalterliche Besiedlung ebenso wie frühere Siedlungsphasen mit einer ausgeprägten Warmphase einhergingen – worauf sowohl archäologische Befunde als auch frühere Ergebnisse bereits hindeuteten. Womöglich seien lokale Meeresströmungen sowohl für die Diskrepanz zu den Erwartungen als auch für das chaotische Klima am Ende der Warmphase verantwortlich, so die beiden Fachleute.
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